Wadenwickel

Fieber natürlich senken 

Wadenwickel

Wann Wadenwickel zum Einsatz kommen dürfen und wann nicht, korrekte Anwendung und naturheilkundliche Begleitung.

Infobox Wadenwickel:
Therapieprinzip:Hydrotherapie, Naturheilkunde
Alter:Frühestens ab dem 6. Lebensmonat, besser jedoch erst ab dem ersten Lebensjahr.
Wann ja:
  • Hohes Fieber mit Stauhitze im Rumpfbereich.
  • Unruhe, Einschlafschwierigkeiten, Benommenheit.
  • Kopf- und Gliederschmerzen. Wadenwickel können entspannungseinleitend wirken.
Wann nein:
  • Kalte Beine und Füße. (Zentralisierung des Kreislaufs)
  • Zusätzlich Schüttelfrost. (Fieberanstieg)
  • Akute Harnwegsinfekte, Ischias-Beschwerden.
Was benötigt wird:
  • 2 Baumwoll- oder Leinentücher für die Innenschicht
  • 2 Baumwoll- oder Leinentücher für die Außenschicht
  • 1 Handtuch als Unterlage
  • ggfs. warme Socken
  • Fieberthermometer
  • Fiebertee
Durchführung:
  1. Fieber messen
  2. Fiebertee trinken
  3. Tücher handwarm anfeuchten und gut auswringen.
  4. Handtuch unterlegen, Socken anziehen und die Innentücher faltenfrei, straff und dicht um die Waden schlingen. Gegebenenfalls warme Socken anziehen.
  5. Die trockenen Außentücher umwickeln.
  6. 10-20 min einwirken lassen – Je höher das Fieber, desto kürzer.
  7. Fieber messen
Dauer und Wiederholung:
  • Bis zu 3 Durchgänge von je 10-20 min und ca. 20 min Pause zwischen den Durchgängen. Dies senkt die Körpertemperatur zwischen 0,5°C und 1,5°C.
  • Anwendung bis zu zweimal täglich.
  • Wickel abnehmen, pausieren und wechseln, wenn sie warm geworden sind.
  • Bei Frieren Wickel sofort abnehmen! Kreislaufbelastung!

Wadenwickel – ein bewährtes Verfahren der Hydrotherapie

Wadenwickel gehören zu den klassischen Therapieverfahren der Hydrotherapie. Bei hochfiebrigen Prozessen entziehen sie dem Körper über den Mechanismus der Verdunstungskälte zwischen 0,5°C und 1,5°C an Körperwärme. Besonders bei längeren Anwendungen von etwa 20 min wirken sie zudem beruhigend und schlaffördernd. Dies ist besonders deswegen von Bedeutung, da hohes Fieber von quälenden Unruhezuständen begleitet sein kann. Der Entspannungseffekt lindert außerdem häufig auch Kopf- und Gliederschmerzen.

Wadenwickel entstressen das autonome Nervensystem

Ähnlich wie die progressive Muskelentspannung oder das Yoga arbeitet auch die Hydrotherapie mit dem Wechsel von Anspannung und Entspannung. Durch den Kältereiz wird dem Körper von den Waden her Wärme entzogen, die Gefäße verengen sich und der Sympathikus (Leistungsnerv) wird aktiviert. Nach einigen Minuten beginnen sich die Wickel aufzuwärmen, die Gefäße erweitern sich und es kommt zu einer Aktivierung des Parasympathikus (Entspannungsnerv), womit in der Regel ein tieferes Loslassen einhergeht. Dieser Effekt ist für den Gesamtheilungsverlauf nicht zu unterschätzen, denn die mit Entzündungsprozessen und Infektionen einhergehenden Schmerzen und Beschwerden (z.B. Kopf- und Gliederschmerzen und lokale Wundheit) werden ganz wesentlich von Stress, d.h. dem Festhängen in der Sympathikotonie, verschlimmert, da diese unter anderem Schwellungen und damit den schmerzenden Druck auf die Nerven in den betroffenen Regionen erhöht.

Wadenwickel aktivieren das Parasympathische Nervensystem und sorgen so für Ruhe und weniger Schmerzen.

Wadenwickel senken Fieber und entlasten das autonome Nervensystem.


Wann sie nicht angewandt werden sollten

Wadenwickel können (in Kombination mit einem Fiebertee) Fieber oft genauso effektiv senken wie fiebersenkende Medikamente, wobei zu beachten ist, dass Fieber durchaus nicht grundsätzlich gesenkt werden sollte. Sie sind vor allem bei unangenehmer Stauhitze im Rumpfbereich eine Linderung, die sich in Benommenheit, Unruhe, Einschlafschwierigkeiten und sehr heißen Beinen und Füßen bemerkbar macht. Kontraindiziert sind sie folgerichtig in folgenden Fällen:

  1. Fieberanstieg: Wenn die Beine kalt sind und Schüttelfrost besteht, dann befindet sich der Patient in einer Phase des Fieberanstiegs. Während des Fieberanstiegs setzt der Körper das Körperthermostat auf einen erhöhten Sollwert und gleicht die tatsächliche Temperatur diesem Sollwert an, indem er Zittern und eine Beschleunigung des Kreislaufs zur Wärmeproduktion veranlasst. Würde man in dieser Phase äußerlich kühlend eingreifen, so würde der Körper unter großem Kreislaufaufgebot dagegen anzuheizen versuchen.
  2. Zentralisierung des Kreislaufs: Auch ohne Schüttelfrost bedeuten kalte Gliedmaßen eine Zentralisierung des Kreislaufes auf die Körpermitte hin, bei der die Durchblutung der äußeren Gliedmaßen zwecks Wärmeerhalt zugunsten des Körperzentrums reduziert ist. Auch hier würde eine kühlende Anwendung den Körper zu einer kräftezehrenden Kreislaufbemühung veranlassen.
  3. Sonstige Gegenanzeigen: Akute Harnwegsinfekte, Ischias-Beschwerden.

Da der Körper jeglicher Senkung der Körpertemperatur unter den selbstgesetzten Sollwert, also über die Abfuhr von Wärmeüberschüssen hinaus, nachheizend entgegentritt, empfiehlt es sich die Wadenwickel wenn möglich gegen Nachmittag (17.00 Uhr) anzuwenden und mit einem fiebersenkenden, schweißtreibenden Tee zu begleiten, da zu diesem Zeitpunkt die Schweißproduktion am besten ist. Der Fiebertee regt das Körperthermostat dazu an die Temperatur zusammen mit der Kühlung leicht abzusenken.

Was für die Wickel benötigt wird

Für die Wadenwickel in zwei Schichten benötigen Sie:

  • 4 Baumwoll-, Leinen- oder Halbleinentücher, also zum Beispiel Geschirrtücher. Synthetische Fasern eigenen sich nicht, da sie nicht atmungsaktiv sind und die Wärme dadurch mehr einkesseln als abführen. Alternativ eignen sich selbst gemachte Stulpen aus Baumwollkniestrümpfen, bei denen man den Fußteil abschneidet, und zwar vor allem für die feuchte Innenschicht der Wickel.
  • 1 Frottee-Handtuch als Unterlage.
  • Gegebenenfalls warme Socken, am besten Wollsocken für größeren Komfort.
  • Fieberthermometer zum Messen vor und nach der Anwendung der Wickel.
  • Fiebertee z.B. aus Lindenblüten, Holunderblüten, Hagebuttenschale und Mädesüß.

Achtung: Zwar können die Wickel durch Neubefeuchtung bis zu drei Durchgänge hintereinander angewendet werden, sie sollten aber aus hygienischen Gründen einmal am Tag in die Waschmaschine!

Richtig wickeln

Bei den Wadenwickeln kommt es vor allem auf den richtigen, das heißt straffen und faltenfreien Sitz an, da sie sonst über Lufttaschen an Wirksamkeit verlieren und sie sich auch sonst unangenehm anfühlen. Für die Wickel die selbst gemachten Stulpen bzw. die Geschirrtücher handwarm (nicht kalt!) anfeuchten und gut auswringen, so dass sie nicht mehr tropfen. (Als Faustregel sollte die Temperatur der Wickel 2-5°C unterhalb der Körpertemperatur liegen.) Die Innenschicht sollte völlig straff und faltenfrei anliegen und die ganze Wade vom Fußgelenk bis zum Knie abdecken. Darum herum kommt dann eine Außenschicht aus trockenen Tüchern, die die Wickel abdichten und die Feuchtigkeit der Innenschicht auffangen. Ein zusätzliches Handtuch oder eine Wolldecke unter den gewickelten Beinen schützt das Bett vor Nässe. Manche empfinden warme Socken als Kontrast während der kühlenden Anwendung als angenehm. Sie sind zwar nicht zwingend notwendig, aber als Option daher durchaus im Blick zu behalten. Ansonsten gilt es einfach Bettruhe zu bewahren.

Achtung: Vor bzw. während der Anwendung der Wickel Fiebertee trinken und vorher und nachher Fiebermessen! Die Körpertemperatur sollte nämlich nicht unterhalb von 38,0°C bis 38,5°C sinken. Achtung: Immer beide Waden wickeln!

Wie oft die Wickel wechseln?

Grundsätzlich gilt, dass die Wickel dann abgenommen werden, wenn der Patient zu frieren beginnt oder aber die Wickel warm geworden sind. Üblich sind bei Wadenwickeln drei Durchgänge von je 10-20 min zur Erzielung einer guten Wirkung. Bei sehr hohem Fieber kann es dabei unter Umständen vorkommen, dass der erste Wickel an der einen Wade schon beinahe zu warm ist, wenn man gerade mit der zweiten Wade fertig geworden ist, also bereits nach wenigen Minuten. Nehmen Sie den Wickel dann direkt ab und befeuchten Sie ihn neu. Ansonsten warten Sie bis zu ca. 20 min. bevor Sie einen weiteren Durchgang starten. Je höher das Fieber ist, desto kürzer die Pause vor der nächsten Anwendung. Im zweiten Durchgang wird sich die Erwärmung der Wickel bereits etwas länger gestalten. Im letzten Durchgang nach einer weiteren Pause von 20 min kann der Wickel auch ruhig bis zu 20 min einwirken. Etwa 30 min im Anschluss an die Behandlung noch einmal Fieber messen. Die Körpertemperatur sollte sich dann zwischen 0,5°C und 1,5°C abgesenkt haben. – Wadenwickel können in dieser Form bis zu zweimal am Tag angewandt werden.