Zusammenfassung:
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Wieso kommt es nach Impfungen zu Fieber?
Während einer Impfung wird ein Gemisch aus chemischen Fremdstoffen (Konservierungs- und Desinfektionsmittel sowie Markierungsstoffe), Erregerbestandteilen und Giftstoffen durch die Außenhautbarriere hindurch in das Kind eingeführt mit der Absicht eine gewünschte spezifische Immunantwort zu provozieren. Fieber ist ein Teil der angeborenen, unspezifischen Immunantwort, die sich im Wesentlichen aus Draußenhalten (Haut), Auffressen (Fresszellen) und Auskochen (Entzündungsprozesse) zusammensetzt. Zuzüglich verfügen höhere Organismen auch über eine spezifische Immunantwort, zu der die so genannten Antikörper gehören, die auf bestimmte Erregerprofile anspringen. Nun ist es für den Körper möglich ein Erregerprofil anzulegen, ohne deswegen in eine sichtbare Immunantwort zu verfallen, es hat sich jedoch mit der Zeit herausgestellt, dass naturnähere Impfstoffe, die zum Teil sogar eine abgeschwächte Version der zu verhindernden Krankheit provozieren, einen wesentlich besseren Impfschutz hinterlassen. Wenn es nach der Impfung also zu Fieber gekommen ist, so ist das Zeichen eines vitalen Immunsystems, das eine Anpassungsleistung vollbringt und nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. Das Kind nach einer Impfung daher unbedingt fiebern lassen, da der Immunschutz schwächer ausfällt, wenn das Fieber gesenkt wird, insbesondere wenn dazu Paracetamol verwendet wird. Mehr dazu lesen Sie weiter unten im entsprechenden Abschnitt.
Zu Fieber kommt es vor allem nach der MMR-Impfung
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die häufigsten Fieberanfällen mit Verzögerung nach der MMR-Impfung (Mumps, Masern, Röteln) zu beobachten sind. Dies liegt vor allem an der Art der zum Einsatz gebrachten Impfstoffe. Zum besseren Verständnis sei hier ein kurzer Überblick über die gebräuchlichen Impfstofftypen und die von ihnen zu erwartenden Impfreaktionen:
- Lebendimpfung: Bei einer Lebendimpfung reagiert der Körper auf abgeschwächte (attenuierte) Erreger und prägt daher auch eine abgeschwächte Variante einer richtigen Infektion aus. Dies bedingt einerseits, dass der Impfschutz sehr viel besser ist als bei einer Totimpfung, andererseits aber auch, dass es mit Verzögerung (in der Regel 5-11 Tage) zu zum Teil hohem Fieber und Krankheitssymptomen kommen kann. Diese Verzögerung entspricht wie bei einer regulären Infektion der Inkubationszeit. Lebend werden Mumps, Masern, Röteln und Windpocken geimpft, sehr häufig als 3-fach-MMR-Impfung oder zusammen mit Windpocken als MMRV-4-fach-Impfung.
- Toxoidimpfstoffe: Da die Gefahr im Falle von Tetanus und Diphterie von einem vom Erreger produzierten Gift ausgeht, richtet sich die Impfung nicht auf den Erreger selbst, sondern das von ihm produzierte Gift. Sie zeigen ähnliche Reaktionen wie Totimpfstoffe.
- Totimpfstoffe: Alle anderen Impfungen bestehen aus leblosen Erregerbestandteilen, den so genannten Antigenen, die gleichsam das Aushängeschild des Erregers für das Immunsystem darstellen. Der durch sie vermittelte Impfschutz ist in der Regel schwächer als der durch Lebendimpfungen. Auf Tot- wie auch Toxoidimpfstoffe reagiert der Organismus nach einigen Stunden mit einer Schwellung und Rötung und unter Umständen auch Verhärtung der Einstichstelle, die nach zwei Tagen abklingt. Seltener kommt es auch Phasen völliger Apathie und Reaktionslosigkeit bis hin zu Phasen schrillen Schreiens. Zur Abschätzung des Verlaufs wird daher empfohlen Säuglinge am Vormittag zu impfen. Fieber oder eine erhöhte Temperatur kann zwar auch nach einer Impfung mit Totimpfstoffen auftreten, ist aber weniger häufig.
Alle von der STIKO empfohlenen Säuglingsimpfungen und ihre gängigen Nebenwirkungen im Überblick
In der folgenden Übersicht markierte Blöcke stellen Impfungen dar, die üblicher Weise als Mehrfachimpfungen verabreicht werden, wobei es sich zum Einen um die Tetanus-Diphterie-Pertussis-Hib-Polio-HepatitisB-6-fach-Impfung handelt, die im 2., 3., 4. und zwischen dem 11. und 14. Monat verabreicht wird, und um die MMR-3-fach bzw. MMRV-4-fach-Impfung, die üblicherweise um den 14. Monat herum stattfindet. Sollten andere als die unten aufgeführten Impfreaktionen auftreten, melden Sie diese bitte bei Ihrem Kinderarzt!
Krankheit | Impfstofftyp | Reaktion i.d.R. nach | Nebenwirkungen |
Tetanus | Toxoidimpfstoff | 4-8 Stunden | Unruhe, Schmerzen, Verhärtung an der Impfstelle, lokale Schwellung oder Rötung, die nach 2 Tagen abklingt, selten hyporesponsive Phase (Apathie, Reaktionslosigkeit), häufig stundenlanges Schreien, vor allem ab der 2. Impfung erhöhte Temperatur oder Fieber, das durchschnittlich 2 Tage andauert |
Diphterie | Toxoidimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Pertussis (Keuchhusten) | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Hib (H. Influenza Typ B) | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Poliomyelitis (Kinderlähmung) | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Hepatitis B | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Pneumokokken | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | Rötung, mögliche Verhärtung der Impfstelle, selten Fieber (meist im Zusammenhang mit einer gleichzeitig verabreichten 6-fach-Impfung) |
Rotaviren | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Meningokokken C | Totimpfstoff | 4-8 Stunden | |
Masern | Lebendimpfstoff | 5-11 Tagen | (hohes) Fieber, Impfmasern (Unwohlsein, Ausschlag, zuweilen Fieberkrämpfe) |
Mumps | Lebendimpfstoff | 5-11 Tagen | Fieber, Schwellung der Ohrspeicheldrüse |
Röteln | Lebendimpfstoff | 5-11 Tagen | Ausschlag, gelegentlich Gelenkschmerzen |
Varizellen (Windpocken) | Lebendimpfstoff | 1-4 Wochen | leichtes Fieber, Impfwindpocken (leichter Windpocken-Ausschlag) |
Fieberkrämpfe nach Mehrfachimpfungen
Fieberkrämpfe sind im Zusammenhang mit Fieber auftretende Krampfanfälle, die für einen Außenstehenden wie epileptische Anfälle aussehen. Sie sind weitgehend harmlos, in der Anlage erblich und gehen nur in den seltenen Fällen von komplizierten Fieberkrämpfen mit einem erhöhten Epilepsie-Risiko einher. Das bedeutet allerdings nicht, dass man sie provozieren und das Nervensystem unter Stress setzen muss, wenn es mit einfachen Mitteln vermeidbar ist. Daher ist es sinnvoll Kombinationsimpfungen gut zu erwägen. Sinn der Kombinationsimpfungen ist es die Zahl der zu verabreichenden Spritzen zu verringern. Zugleich soll auch so verhindert werden, dass Impfungen vergessen oder ausgelassen werden, was allerdings auch bedeutet, dass es in Zukunft zunehmend schwerer werden könnte sich einzelnen Impfungen selektiv zu verweigern bzw. sie zu separieren. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass die einzelnen Impfbestandteile nicht unbedingt in jedem Falle mit einander harmonieren. So ist das Risiko für einen Fieberkrampf nach einer MMRV-Impfung etwa doppelt so hoch wie nach einer separaten MMR- und Varizellen-Impfung, wobei die Fieberkrämpfe 7-10 Tage nach der Impfung auftreten, nicht jedoch jenseits der 14Tage-Marke.[i] Nach Lage der Dinge ist es in diesem Fall opportun auf die Windpocken-Impfung entweder ganz zu verzichten oder sie separat durchführen zu lassen. Auch bei der 6-fach-Impfung ist das Fieberkrampfrisiko leicht erhöht, wobei das vor allem den ersten Tag nach der Impfung betrifft.[ii]
Sind Impfkrankheiten ansteckend?
Die kurze Antwort lautet: Nein. Wenn ihr Kind im Zusammenhang mit einem Fieber so etwas wie Impfmasern oder Impfwindpocken ausprägt, dann sind diese nur in seltensten Fällen übertragbar. Zwar wird nicht immunen Schwangeren im Beipackzettel der Varizellen-Impfung die Meidung von Kindern mit Impfwindpockenausschlag angeraten. Dies ist allerdings eine Vorsichtsmaßnahme um eine Übertragung sicher auszuschließen. In jedem Falle würde es sich ohnehin um eine abgeschwächte Ausprägung der Krankheit handeln, da die in Impfstoffen verwendeten Erreger abgeschwächt werden. Von einem Kind mit natürlichen Masern oder Windpocken geht für ungeschützte Schwangere die eigentliche Ansteckungsgefahr aus.
Die Temperatur nach einer Impfung senken oder lassen?
Hier nun tendieren die Ergebnisse der neueren Forschung dazu die Gabe fiebersenkender Medikamente mit einer verminderten Ausprägung von Schutzantikörpern in Verbindung zu bringen. Dies gilt insbesondere für den Wirkstoff Paracetamol, wobei einschränkend zu bemerken ist, dass zur Verminderung der Immunisierung nicht eine einmalige Gabe von Paracetamol nach dem Einsetzen des Fieber genügt, sondern dazu häufige, auch vorsorgliche Gaben vonnöten sind, die eine Fieberentwicklung von vornherein unterdrücken.[iii] Die Reduktion der Immunität bei gehäuften Gaben von Paracetamol war derartig eklatant, dass sie im Rahmen des Versuchs aus ethischen Gründen eingestellt werden musste. Daraus ergibt sich folgerichtig, dass es direkt nach einer Impfung, so es noch zu keinem Fieber gekommen ist, nicht ratsam ist, dem Kind Paracetamol als Schmerzmittel zu verabreichen, auch wenn es schreit, um nicht in den Immunisierungsprozess einzugreifen. Auch nach einer Fieberentwicklung muss keineswegs sofort medikamentös eingegriffen werden. Stattdessen kann das Kind auch natürlich in seinem Abwehrprozess begleitet werden, in dem u.a. Stauhitze vermieden wird durch angemessene Bekleidung und Lüftung, durch kühle Abwaschungen und viel trinken. Nur, wenn das Kind so sehr leidet, dass es sich allem verweigert, ist eine wohl dosierte Gabe eines fiebersenkenden Schmerzmittels angezeigt.