Geschichte der pharmazeutischen Antipyretika
Die Geschichte der Antipyrese (Fiebersenkung) ist sehr alt und findet ihren Ursprung bei den assyrischen und ägyptischen Ärzten, die die Blätter und Rinde des Weidenbaums zur Linderung von Schmerzen und Fieber zum Einsatz brachten und sogar Hippokrates empfahl ihren Gebrauch. Die Weide enthält den Wirkstoff Salicylsäure, der 1849 zum ersten Mal von dem französischen Pharmazeuten Henri Laroux isoliert und später in einer weiterentwickelten Form, nämlich der Acetylsalicylsäure, dann unter dem Markennamen Aspirin den Markt eroberte. Da man noch bis Mitte des 20.Jahrhunderts davon ausging, dass Fieber selbst eine Krankheit sei und grundsätzlich und in allen Fällen sogar oft vollständig gesenkt werden müsse, sprangen andere Pharmazeuten auf den fahrenden Zug auf und entwickelten eine Reihe von weiteren antipyretischen Substanzen, darunter 1888 den Wirkstoff, der heute als Paracetamol bekannt ist. Im Alltagsgebrauch verbreitet sind von diesen jedoch nur Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol.
Wirkprinzip pharmazeutischer Antipyretika
Alle pharmazeutischen Antipyretika basieren auf demselben Wirkprinzip: Sie hemmen die Bildung des Entzündungshormons Prostaglandin E2. Prostaglandin E2 signalisiert dem Körper unter anderem, dass aufgrund von Zellschäden oder Eindringlingen Handlungsbedarf besteht, was sich unter anderem dadurch ausdrückt, dass noch unreife T-Zellen aktiviert und in den „Wehrdienst“ eingezogen werden. Wenn das Prostaglandin E2 in ausreichender Menge den Hypothalamus, das zentrale Körperthermostat, erreicht, dann löst es dort eine Fieberreaktion aus. Unter einer bestimmten Schwelle wird noch nicht geheizt, ab einer bestimmten Schwelle dann auf jeden Fall. Wenn also weniger Prostaglandine im Umlauf sind, dann heißt das zwar das nicht, dass gar keine Heilung mehr stattfindet, aber dass der Körper den Handlungsbedarf anders einschätzt, ergo: das Fieber sinkt. (Viele Entzündungsprozesse werden ja die ganze Zeit durchaus ohne „Ausnahmezustand im ganzen Land“, sondern durch einfache „Polizei- und Feuerwehreinsätze“ behoben.)
Das nun bedeutet, dass es nicht möglich ist pharmakologisch Fieber zu senken ohne gleichzeitig das Immunsystem zu dämpfen, was bei schweren Akutinfektionen mittlerweile als mitunter lebensgefährlich erkannt wurde. Aspirin zum Beispiel wird daher folgerichtig zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt, wo diese Dämpfung des Immunsystems ein erwünschter Effekt ist. In Maßen und mit Bedacht und Verstand eingesetzt sind fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente jedoch segensreich, da sie bei quälenden Schmerz- und Unrubezuständen Linderung verschaffen und dadurch den Körper entstressen helfen ohne darum die Heilung grundsätzlich zu vereitlen.
Achtung: Bei starken symptomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Einschlafschwierigkeiten und Unruhe können oft auch Wadenwickel helfen, die ein Umschalten vom sympathischen auf das parasympathische Nervensystem einleiten! Auch Fiebertee mit Lindenblüte kann diesbezüglich helfen, da Lindenblüte angstlösend wirkt und somit entstresst.
Fiebersaft, Fieberzäpfen, Tabletten
Fiebersenkende Medikamente kommen im wesentlichen in drei verschiedenen Darreichungsformen zum Einsatz, nämlich als Fiebersaft, als Fieberzäpfchen oder als Tablette:
- Fiebersaft ist vor allem für Kinder gedacht und enthält die Wirkstoffe Paracetamol und/oder Ibuprofen. Sie enthalten Geschmackstoffe um ansprechender zu schmecken.
- Fieberzäpfen werden rektal verabreicht und kommen bei der Behandlung von Kleinkindern zum Einsatz oder bei der Behandlung von Krankenhauspatienten und enthalten ebenfalls die Wirkstoffe Paracetamol oder Ibuprofen.
- Tabletten eignen sich für Erwachsene und größere Kinder geeignet. Sie sind für jeden der drei Wirkstoffe Paracetamol, Ibuprofen und Aspirin erhältlich.
Die richtige Dosierung nach Alter
Grundsätzlich gilt es bei pharmazeutischen Antipyretika auf die Dosierung zu achten, da Überdosierung leichte bis schwere Nebenwirkungen nach sich ziehen kann. Fiebersenkende Medikamente wirken erst nach etwa einer Stunde, es sollte also nicht nachgelegt werden, wenn das Fieber nicht schnell genug sinkt! Dies gilt besonders für Kinder, denn jedes 4. Kind wird überdosiert!
Altersgruppe | Arzneimittel | Maximale Tagesdosis | Nebenwirkungen bei Überdosierung |
Babys | Paracetamol | 60mg pro kg Körpergewicht am Tag. Für ein 9kg schweres Baby bedeutet das maximal 7 75mg Zäpfchen am Tag, eher weniger und 6 Stunden zwischen den Gaben warten. 125mg Zäpfchen sind für Kleinkinder zu viel. | Leberversagen. Im Kleinkindalter liegt die tödliche Dosis schon bei 2g. |
Ibuprofen | 20mg pro kg Körpergewicht am Tag. Für ein 9kg schweres Baby bedeutet das maximal 3 60mg Zäpfchen am Tag, wobei auch hier 6 Stunden zwischen den Einzelgaben gewartet werden sollte. Achtung: Ibuprofen eignet sich nicht für Kinder unter 3 Monaten! | Magendarmbeschwerden. Darunter Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall und Blähungen. | |
Kinder unter 12 Jahren | Paracetamol | 1000mg pro Tag. Angemessen ist eine halbe 500mg Tablette, also 250mg als Einzeldosis, also maximal 4 halbe Paracetamol 500 am Tag bzw. insgesamt 2 Tabletten bei einem Dosisintervall von mindestens 4 Stunden. Nicht ohne ärztliche Absprache länger als 4 Tage einnehmen. | Leberversagen. Schwere Vergiftungen sind in Einzelfällen schon ab 4g möglich. |
Ibuprofen | 600mg pro Tag. Angemessen ist eine halbe 400mg Tablette, also 200mg als Einzeldosis, also maximal 3 halbe Ibuprofen 400 am Tag bzw. insgesamt 1,5 Tabletten bei einem Dosisintervall von mindestens 4 Stunden. | Magendarmbeschwerden. Darunter Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall und Blähungen. | |
Aspirin | 250mg pro Tag. Kinder sollten nur maximal eine halbe Aspirin 500 Tablette am Tag einnehmen. Achtung: Aspirin darf nicht auf leeren Magen eingenommen werden, da es sonst die Magenschleimhaut reizen kann! | Magendarmblutungen. Aspirin wirkt blutverdünnend, gerinnungshemmend und säuert. | |
Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren | Paracetamol | 1500 bis 2000mg pro Tag. Das entspricht 3 bis 4 500mg Tabletten am Tag mit einem Dosisintervall von mindestens 4 Stunden. Nicht ohne ärztliche Absprache länger als 4 Tage einnehmen. | Leberversagen. Schwere Vergiftungen sind in Einzelfällen schon ab 4g möglich. |
Ibuprofen | 1200mg pro Tag. Das entspricht 3 400mg Tabletten am Tag, 2 600mg Tabletten oder 1 bis 2 800mg Tabletten am Tag bei einem Dosisintervall von mindestens 4 Stunden. Nicht ohne ärztliche Absprache überhaupt und länger als 4 Tage einnehmen! | Magendarmbeschwerden. Darunter Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall und Blähungen. | |
Aspirin | 500mg bis 1500mg am Tag. Kinder sollten nur maximal eine Aspirin 500 Tablette am Tag einnehmen, Erwachsene bis zu drei bei einem Abstand von mindestens 4 Stunden. In Einzelfällen ist auch die doppelte Gabe möglich. Achtung: Aspirin darf nicht auf leeren Magen eingenommen werden, da es sonst die Magenschleimhaut reizen kann! | Magendarmblutungen. Aspirin wirkt blutverdünnend, gerinnungshemmend und säuert. | |
Schwangere und Stillende | Paracetamol | 500 bis 1500mg pro Tag. Das entspricht maximal 3 500mg Tabletten am Tag mit einem Dosisintervall von mindestens 4 Stunden nach ärztlicher Absprache. Insgesamt darf das Medikament nicht länger als 3 bis 4 Tage zur Anwendung kommen. Achtung: Grundsätzlich sollte auf die Einnahme fiebersenkender Medikamente während der Schwangerschaft und Stillzeit verzichtet werden. | Fruchtschädigung. Paracetamol steht im Verdacht u.a. die Hodenentwicklung negativ zu beeinflussen und zu ADHS beizutragen. Sekundäre Vergiftung. Paracetamol wird über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben. |